Multimediale Omnipräsenz

Es ist schon frappierend. Wie schaffen es einige Menschen quasi rund um die Uhr online zu sein und ihre Mitmenschen mit ihrer Meinung, ihrem blanken Hass oder ihrer verqueren Ideologie in Dauerschleife zu beglücken. Vielleicht ist es Neid. Vielleicht Missmut. Eventuell Unbehagen. Mir ist das schlicht suspekt.

Ja, ich weiß. Das Ganze stinkt nach einem wahnsinnig pauschalisierenden Beitrag meinerseits. Überhaupt; was erlaube ich mir Kritik an der inflationären Meinungsbreiverbreitung, wo ich ganz offensichtlich genau in diesem Moment das gleiche tue?

Eins nach dem anderen: um der Gefahr zu entgehen, dass ich mich in ein Fettnäpfchen setze oder zu weit aus dem Fenster lehne (oder mich zu weit aus dem Fenster lehne und dann in eine Fettnäpfchen falle), breche ich meine Beobachtung auf das große Ganze herunter. Unabhängig der politischen Fasson, den philosophischen Lebensentwürfen oder ähnlichem: die Menschen haben offensichtlich zu viel Zeit.

Und wenn Du glaubst es geht nicht mehr, kommt plötzlich 2016 daher.

Nun agiere ich in einem Umfeld, dass davon lebt eine Meinung zu haben, Sie zu teilen und andere davon zu überzeugen. Besonders jetzt, besonders mit den technischen Möglichkeiten die sich uns bieten. Es ist Wahlkampfzeit. Wir haben das Internet. Das Ergebnis: Ein großes Theater mit von Wahl zu Wahl mit stark zunehmender Zahl an Akteuren und einer immer größer werdenden Bühn.

Tun sich Menschen einen Gefallen damit ständig vorzukommen?

Um Himmels Willen! Nein, natürlich nicht! Und der Grat zwischen „ich stelle meine Meinung dar“ und „ich stelle meinen Darstellungszwang dar“ ist schmal. Die Intention ist klar; ich muss mich zeigen, ich muss mich präsentieren, sonst gehe ich im großen Potpourrie der Eitelkeiten unter. Doch ich versichere Euch, der Zug ist längst abgefahren. Ihr hebt Euch nicht mehr ab, wenn Ihr Euch wegen jeder Kleinigkeit echauffiert, Eure Mittagessen fotografiert und den Untergang der Welt postuliert. Im Gegenteil: Ihr macht Euch zur Marionette der Personen, die mit Euch kommunizieren und der Medien mittels derer ihr interagiert. Das alles hat sich zu sehr etabliert, als das man hier noch ernsthaft hervorstechen könnte. Außerdem: Immer auf stand-by zu sein ist nicht gesund. Was ich damit meine werdet ihr noch merken – wenn ihr es nicht schon festgestellt habt.

Und die Emotionen?

Ein zweischneidiges Schwert. Zum einen kanalisiert und konzentriert durch den engen Trichter den uns Facebook und Co vorgibt, zum anderen so flüchtig wie Flatulenz im Hurrikan. Angetrieben von der Scheinanonymität und dem Umstand, dass niemand zusieht, wenn man aus der Haut fährt, neigen sehr viele Menschen dazu ihren Hass und ihren Unmut völlig ungefiltert verschriftlicht nach Außen zu tragen. Auf der anderen Seite wird all das, was ihr von Euch gebt, schon wenige Stunden später kaum noch von Belang sein. So richtig die Sau raus lassen solltet ihr aber  auch nicht. Alles was ihr schreibt kann und wird gegen Euch verwendet. Es mag sich abgedroschen und banal lesen, doch: das Internet vergisst nichts!

Was tun?

Das Credo muss lauten „Abkehr von der Redundanz und Hinkehr zur Konkretisierung!“. Traut den Menschen zu mehr als 4-5 Zeilen am Stück zu lesen. Letztlich tut es uns allen gut an unserer Aufmerksamkeitsspanne zu arbeiten. Besser als über jedes Stöckchen zu springen und alles 4-5 mal zu schreiben ist das allemal. Facebook hat tatsächlich eine spannende Funktion im Repertoire, die uns in dieser Hinsicht dienlich sein kann: die Notiz. Oder noch besser: fangt an zu bloggen!

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